Im Dezember 2025 wagte das IIK den ersten Versuch: Mit sieben erwachsenen Lernenden ging es los zur Volkshochschule in Eupen, die uns mit offenen Armen empfangen hat. Diese Mobilität stand ganz unter dem Motto: innere und äußere Grenzen überwinden – Beginnt Identität an der Landesgrenze?
Eupen ist als Teil der deutschsprachigen Gemeinde in Belgien eine besondere Stadt. Die deutschsprachige Gemeinschaft ist die kleinste der vier Gemeinden in Belgien, nur insgesamt 80.000 Menschen werden vom eigenen Parlament mit Sitz in Eupen regiert, ein Großteil der Fläche besteht aus Wald, es gibt einige Städte und eine einzige Universität. (Zum Vergleich: Die Gemeinde Brüssel besteht alleine aus einer Million Menschen)
Trotzdem – oder um genau zu sein, genau deswegen zog es uns als erstes Ziel hierhin. Einige Vorteile liegen auf der Hand: Von Düsseldorf aus ist Eupen sehr gut zu erreichen, es gibt Zugverbindungen und kurze Wege, und gerade für unsere Teilnehmenden, die gerade erst Deutsch lernen, ist es eine spannende Erfahrung, im außerdeutschen Ausland trotzdem noch in einem deutschsprachigen Gebiet zu sein. Warum wir trotzdem manchmal an die Grenzen unserer Sprachkenntnisse stießen, werdet ihr später noch erfahren…


In Düsseldorf ging es los mit dem eigenen Transporter, in den wir nur mit Mühe alle Kisten und Koffer quetschen konnten. Da wir als Selbstversorger in einem Ferienhaus untergebracht waren, hatten wir ganz schön zu schleppen . Unterwegs die erste freudige Überraschung: Wir fuhren einfach unbehelligt über die Landesgrenze nach Belgien. „So einfach geht das?“, wunderte sich Rajai aus Syrien, der noch nie vorher in Belgien war. Nach weniger als zwei Stunden Fahrt war dann aber schon das Ziel erreicht und wir konnten uns in unserem Domizil für die kommenden Tage einrichten. Hier gab es alles, was das Herz begehrt: eine große Küche für unsere ausschweifenden, internationalen Koch-Aktionen, einen Garten, ein großes Wohnzimmer und einen langen Esstisch für Spiele und Diskussionen und sogar einen Kicker und einen Billardtisch, die beide ausgiebig getestet wurden.
Am nächsten Morgen besuchten wir dann zunächst das Parlament in Eupen, wo 25 gewählte Vertreter*innen über die deutschsprachige Gemeinschaft regieren. Dank des freundlichen Empfangs konnten wir einen Blick hinter die Kulissen werfen, und die Ausstellung über Menschenpflichten, Kinderrechte, Demokratie und Meinungsfreiheit regte ordentlich zu kritischer Reflexion an. Eine spannende Erfahrung und an dieser Stelle eine herzliche Empfehlung für alle!



Am Nachmittag durften wir kostenfrei die Kursräume der Volkshochschule benutzen, um mit der Arbeit an unseren Videoprojekten zu beginnen. Und rein zufällig waren wir gerade am Wochenende des Weihnachtsmarktes vor Ort, also musste auch das natürlich zelebriert werden! Es gab klassische Heißgetränke, also Glühwein und Punsch und auch belgisches Bier. Besonders schön war auch der weiße Glühwein, der in einem Kessel über offenem Feuer gekocht wurde. In Eupen sind immer viele ortsansässige Vereine und Kunsthandwerker*innen mit eigenen Ständen auf dem Weihnachtsmarkt vertreten.
Auch der kommende Tag stand dann ganz im Zeichen unserer Projektarbeiten. Die Teilnehmenden hatte sich verschiedene Themen ausgesucht, die sie auf individuelle Weise in Videos verarbeitet haben.

Passend zu diesen Themen wagten wir am Wochenende einen Ausflug in die überwiegend französischsprachige Stadt Liège (deutsch: Lüttich) nur wenige Kilometer entfernt. Hier standen eine interaktive Stadtführung und – welch ein Zufall – wieder ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt an. Außerdem stand der Tag ganz im Zeichen belgischer Delikatessen: Nachdem wir uns am Mittag belgische Fritten gegönnt hatten, ging es am Abend auch noch in ein gemütlich-kuscheliges Käserestaurant zum Raclette-Essen! (Okay, das kommt eigentlich aus der Schweiz, ist aber in dieser Region ebenfalls sehr beliebt) Und trotz der Sprachbarriere konnten wir alle satt nach Hause fahren.
Am Montag galt es dann, endlich unsere Partnerorganisation von der VHS Eupen näher kennenzulernen und die Teilnehmenden des Sprachkurses vor Ort zu treffen. Gleichzeitig wollten wir ihnen unsere Projekte präsentieren, also die Videos, die die Düsseldorfer Teilnehmenden im Laufe des Wochenendes produziert hatten.
Um genauer zu erfahren, was wir bei der Reise gemacht haben, schaut euch dieses Video von Rajai und R. an:
Nach einer langen Diskussion über die Werte der EU, die Vorteile der Gemeinschaft über Landesgrenzen hinweg und die eigenen Erfahrungen aller Sprachkursteilnehmenden lud uns Lehrkraft Sabine Pauels auch noch auf einen Spaziergang durch die Stadt Eupen ein, um uns die Stadt aus ihrer Perspektive zu zeigen.

In der zweiten Reihe zweite von links: Lehrerin Sabine Pauels
Und noch ein letztes Video: Wer Weihnachten mag und sich dafür interessiert, wie unterschiedlich Weihnachten und die Weihnachtsmärkte in Deutschland, Belgien und der Ukraine aussehen, sollte unbedingt das Video von Lisa und Mariia schauen.
Eine unvergessliche Reise nach Belgien! Vielen Dank an Liliane Mreyen von der vhs Eupen, die diese Reise erst möglich gemacht hat. Und natürlich Danke an die EU!
(P.S.: Das dritte Video über die EU findet ihr auf diesem Blog unter dem Beitrag „Lernendenmobilitäten mit Erasmus+ in der Erwachsenenbildung? „)
Zusammenfassung von Eva-Lisa Finzi, Erasmusbeauftragte am IIK Düsseldorf